Einladung zum Vortrag über Netzwerke der Finanzeliten der Estnischen Republik 1918–1940
Im Rahmen des Kolloquiums des Instituts für Osteuropäische Geschichte und Landeskunde der Universität Tübingen findet am 20. Dezember 2021 ein Gastvortrag statt:
PD Dr. David Feest, Nordost-Institut (IKGN e.V.) an der Universität Hamburg
„Der ungekrönte König Estlands? Die Netzwerke des deutschbaltischen Bankiers Klaus Scheel in der Estnischen Republik 1918–1940“
Montag, den 20. Dezember 2021, 18 Uhr (MEZ)
Online via Zoom
Meeting ID: 988 7053 4170
Zugangscode: 081835
Zum Thema:
Der Vortrag fokussiert die Zwischenkriegszeit in Estland und beleuchtet beruflichen und sozialen Netzwerke der Finanzeliten der jungen Republik. Im Mittelpunkt steht dabei das Bankhaus Georg Scheel & Co, die wichtigste deutschbaltische Bank dieser Zeit. Mit Blick auf den Lebens- und Karriereweg des Bankiers Klaus Scheel werden die Verflechtung der deutschbaltischen Minderheit mit nationalen und internationalen Institutionen und Netzwerken aufgezeigt und analysiert.
Der Einfluss von Klaus Scheel war so groß, dass er von den Zeitgenossen als „der ungekrönte König Estlands“ bezeichnet wurde. Dabei half ihm seine Fähigkeit, sich mit unterschiedlichen Gruppen zu vernetzen. Zu ihnen gehörte die alte deutschbaltischen Führungsschicht, der Scheel selbst entstammte, ebenso wie die neuen estnischen Eliten. Auch international konnte Scheel seine vielfältigen Verbindungen nach Deutschland, England, Skandinavien und Russland nutzen. Die junge Republik Estland bot dem vielfältigen, international ausgerichteten Mann große Chancen. Gleichzeitig schufen die nationalen Auseinandersetzungen jener Jahre auch viele Fallstricke für seine Karriere.
Zur Person:
PD Dr. David Feest istwissenschaftlicher Mitarbeiteram Nordost-Institutan der Universität Hamburg. Er hat Osteuropäischen Geschichte, Philosophie und mittleren und neueren Geschichte an der Georg-August-UniversitätGöttingen und der Universität Tartu (Estland) studiert. Nach einer Promotion in Osteuropäischer Geschichte in Göttingen wurde er an der Humboldt-Universität zu Berlin mit der Arbeit „Ordnung schaffen. Bäuerliche Selbstverwaltungen und Obrigkeit im ausgehenden Zarenreich (1834–1889)“ habilitiert.
Das Nordost-Institut (IKGN e.V.) ist eine kulturwissenschaftliche Forschungseinrichtung mit dem Sitz in Lüneburg, die mit der Universität Hamburg kooperiert. Es widmet sich der Kultur und Geschichte der Deutschen im nordöstlichen Europa und verbindet Grundlagenforschung mit innovativen Perspektiven der historischen Wissenschaften.
Das Nordost-Institut ist ein Kooperationspartner des BKM-Projekts „Zwischen Estland und der Welt. Mobile Lebenswege und globale Verflechtungen des Familiennetzwerkes Krusenstern-Kotzebue, 1790-1860“, das seit Juli 2021 am Institut für Osteuropäische Geschichte und Landeskunde der Universität Tübingen durchgeführt wird.
Vorschlag zur vorbereitenden Lektüre:
Vesa Vasara: Die deutschbaltische Minderheit in Estland in der Zwischenkriegszeit: Wirtschaft und Finanzen. In: Zeitschrift für Ostmitteleuropaforschung 44 (1995), S. 578–589.