Vortrag im Rahmen der Tagung “Expeditionen im langen 19. Jahrhundert”

von | 17/11/2021

Das Tübinger BKM-Projekt stellt seine Ziele und vorläufige Ergebnisse einem internationalen Fachpublikum vor. Am 18. November 2021 halten Anna Ananieva und Alexander Ananyev einen Vortrag zum Thema „Zwischen Estland und der Welt: Wirkungspotenzial der Familiennetzwerke am Beispiel der Expeditionen von Otto von Kotzebue“.

Als Rahmen dient dabei die Konferenz “Entdecken, Vermessen Ordnen. Expeditionen im langen 19. Jahrhundert” der Professur für Geschichte Osteuropas und Ostmitteleuropas an der Helmut-Schmidt-Universität Hamburg, die vom 17. bis 19. November 2021 online veranstaltet wird.

Tagungsprogramm und weitere Informationen zur Veranstaltung.

Teilnahme an der Tagung ist frei.

Anmeldung: zoom.us/meeting/register/tJUvceihrTMsGtK7ghAQdkCeb8m2DpmwmCOq

Alexander Ananyev / Dr. Anna Ananieva (Universität Tübingen)

„Zwischen Estland und der Welt: Wirkungspotenzial der Familiennetzwerke am Beispiel der Expeditionen von Otto von Kotzebue“

Abstract:

In keiner wissenschaftlichen Darstellung, die sich mit dem Thema Weltreisen oder, noch allgemeiner, mit der Vermessung der modernen Welt beschäftigt, fehlen die großen Expeditionen, die unter der Leitung von Adam Johann von Krusenstern (Ivan Fëdorovič Kruzenštern, 1770-1846) und Otto von Kotzebue (Otto Evstaf’evič Kocebu, 1787-1846) in der ersten Hälfte des 19. Jahrhunderts stattgefunden haben. Die Namen der beiden Weltumsegler sind in die Globalgeschichte tief eingeschrieben und bleiben als Toponyme auf den Weltkarten bis heute präsent. In den lokalen Erinnerungskulturen solcher Weltregionen wie Ozeanien (Hawaii, Marquesas, Samoa, Cook-Inseln) oder Alaska und Aleuten stellen die Begegnungen mit den Forschungsreisenden zuweilen einen Wendepunkt in der Selbst- und Fremdwahrnehmung dar.

Trotz des unumstrittenen Beitrags zur Wissenschaftsgeschichte, die sie als Expeditionsleiter und Schriftsteller geleistet haben, liegen bis jetzt keine Untersuchungen vor, die die Wechselwirkungen zwischen den familiären und beruflichen Netzwerken der Familien Krusenstern und Kotzebue wissenschaftlich erfassen und die vielfältige Effekte beleuchten, die sie für die Praktiken der Wissensproduktion und die Imagination der globalen Welt um 1800 nach sich zogen.

Der geplante Vortrag skizziert im ersten Schritt die Problemlage der Geschichte der Expeditionsreisen aus migrationshistorischer Sicht. Es wird gezeigt, dass einerseits, die räumliche und soziale Mobilität von Forschungsreisenden wie Kotzebue und Krusenstern als Voraussetzung ihrer professionellen Erfolge galt und sie als Experten zu herausragenden Vertretern ihrer Zeit werden ließ. Andererseits, stellen ausgerechnet ihre ‚bewegten‘ Lebenswege als Angehörige der deutschen Minderheit im Imperialen Russland eine Herausforderung für die Historiografie dar. In einem zweiten Schritt wird am Beispiel der Berichte über die „Rurik“-Expedition 1815-1818 unter der Leitung von Otto von Kotzebue anschaulich gemacht, wie die publizistische Arbeit seines Vaters, August von Kotzebue (1761-1819), zur Zirkulation der Nachrichten über die Weltumseglung beitrug. In seiner Eigenschaft als Publizist und Herausgeber mehrerer Zeitungen zeichnete er sich durch ein besonderes Gespür für die Erwartungen der Öffentlichkeit aus, die sich sowohl aus lokalen als auch transnationalen Gemeinschaften zusammensetzte.

Homepage des BKM-Projekts „Zwischen Estland und der Welt. Mobile Lebenswege und globale Verflechtungen des Familiennetzwerkes Krusenstern-Kotzebue, 1790-1860“ (2021-2023): https://kotzebue.digital/

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