Globale Perspektiven bei August von Kotzebue

von | 01/10/2021

Das Tübinger BKM-Projekt beteiligt sich mit zwei Vorträgen an dem diesjährigen „X. Kotzebue-Gespräch“ in Tallinn.

“Expeditionen und Reiseberichte Wilhelm, Otto und Moritz von Kotzebues im Spiegel ihrer Korrespondenz mit dem Vater”
Dr. Anna Ananieva, IOS Regensburg; Alexander Ananyev, Universität Tübingen

In der Welt unterwegs: Die Beziehungen August von Kotzebues zu seinen Kindern fanden bis jetzt nur wenig wissenschaftliche Beachtung. Die vielseitigen und weitverzweigten Vorkehrungen für die Fürsorge, Erziehung und Förderung seines Nachwuchses haben allerdings das Handeln des Schriftstellers lebenslang geprägt. Der Vortrag greift dieses Thema auf und fokussiert das Verhältnis des Autors zu seinen Söhnen: Wilhelm, Otto und Moritz von Kotzebue. Anhand einer Auswahl überlieferter Briefe an ihren Vater werden die Umstände der beruflichen Mobilität der drei ältesten Söhne der Familie beleuchtet und die Strategien der öffentlichen Bekanntmachung ihrer Aktivitäten vorgestellt. Als Offiziere im russländischen bzw. österreichischen Dienst haben sie in den ersten Jahrzehnten des 19. Jahrhunderts an Feldzügen, diplomatischen Missionen und Weltumsegelungen teilgenommen. Die Ereignisse und Ergebnisse dieser in ihrer Funktion, Geografie und Dauer sehr unterschiedlichen Expeditionen haben die Söhne Kotzebues in Form von Reiseberichten dokumentiert und auf dem europäischen Büchermarkt präsentiert. Wie die briefliche Kommunikation anschaulich macht, hat ihr Vater einen regen Anteil sowohl an der Vor- und Nachbereitung dieser Expeditionen genommen als auch die Literarisierung und Publizität der Reiseberichte engagiert gefördert.

August von Kotzebue und Georg Forsters Übersetzung des indischen Dramas Sakontala (1791)
Dr. Rolf Haaser, Universität Tübingen

Die ersten Monate des Jahres 1791 verbrachte August von Kotzebue in Mainz, wohin er sich nach dem Abschluss seiner Reise in das revolutionäre Paris begeben hatte. In Mainz lernte er den dort als Bibliothekar angestellten Georg Forster kennen. Mit dem Weltumsegler fühlte sich Kotzebue durch seine Vorliebe für die imaginative Umkreisung des Fremden und Exotischen verbunden. Forster arbeitete in dieser Zeit an der Übersetzung eines indischen mythologischen Dramas aus der Zeit um 400 n.Chr., das er noch im laufenden Jahr 1791 unter dem Titel Sakontala oder der entscheidende Ring veröffentlichte. Dass sich Kotzebue für diesen Text interessierte, ist durch einige, wenn auch wenige Stellen in seinem Gesamtwerk, belegt. Außerdem bewahrte er unter seinen Papieren einen Auszug der Übersetzung von Forsters Hand als Dokument ihrer Freundschaft. Der Vortrag geht den Spuren der Sakontala im Werk Kotzebues nach und schließt mit einem kritischen Ausblick auf A. W. Schlegels Versuch aus dem Jahr 1800, in seiner Kotzebueverspottung Ehrenpforte und Triumphbogen den männlichen Helden des indischen Schauspiels in eine ironische Beziehung zur Person August von Kotzebues zu setzen.

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