Zeitung für die elegante Welt, Nr. 46 (5.3.1812), Sp. 367

von | 10/04/2021

Korrespondenz und Notizen.

Aus Pesth in Ungarn, den 12. Febr.

Das Geburtsfest Sr. Majestät des Kaisers wurde verflossenen Sonntag in der hiesigen Stadtpfarrkirche feierlich begangen. Abends wurde das neu erbaute schöne Schauspielhaus zum ersten Male eröffnet. Unstreitig ist dieses Schauspielhaus das größte und schönste in der ganzen österreichischen Monarchie, es faßt über 4000 Menschen, und ist nichts an demselben, was Eleganz, Kunst und Zweck erfordern, versäumt worden. Das Innere des Schauspielhauses war bei der ersten Vorstellung, so wie bei den zwei darauf folgenden prächtig erleuchtet. – Im Giebel an der Außenseite des Eingangs war eine geistreiche Inschrift transparent [1] zu lesen, und alle Bewohner der nächstgelegenen Häuser hatten alle ihre Fenster illuminirt. Auf das Eröffnungsstück, Ungarns erster Wohlthäter, folgte: die Erhebung von Pesth zur königl. Freistadt, ein historisches Gemälde nach der Geschichte vom Jahr 1244 bearbeitet, in einem Aufzuge. Den Schluß machte ein Nachspiel mit Gesang und Chören: die Ruinen von Athen, ebenfalls so wie das Vorspiel von Herrn von Kotzebue bearbeitet. Alle drei Stücke wurden an den nächstfolgenden Tagen wiederholt. Das Haus war jedesmal zum Erdrücken voll. Das neue reiche Innere dieses Musentempels, die prächtigen Dekorationen und kostbaren Kostüms vereinigten sich harmonisch zusammen wirkend mit dem gelungenen Bestreben der Schauspieler und des stark besetzten Orchesters zu dem großen Effekt, welchen solche Kunstwerke und eine solche und eine solche Feierlichkeit erwarten lassen.


[1] D.h. die Inschrift war auf einer von hinten beleuchteten Stoffbahn angebracht. (Anm. R.H.)

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