Rückkehr aus Italien. Unbekannter Brief Kotzebues an Heinrich Frölich (1805)

von | 16/04/2021

Originalhandschrift: Goethe- und Schiller-Archiv, Weimar, Signatur: GSA 96/3541 [dort als Brief von August von Kotzebue an Unbekannt; ermittelter Adressat: Heinrich Frölich, Buchhändler und Verleger]
August von Kotzebue an Heinrich Frölich in Berlin, Wien, 7.2.1805
Identifizierung des Adressaten und Transkription: Rolf Haaser

***

Wien, d. 7ten Febr. 1805,

Hochgeschäzter Freund!

Mein Packet aus Klagenfurt haben Sie hoffentlich richtig erhalten. Ich habe nur noch ein paar Bogen an meinen Erinnerungen zu schreiben, sicher aber vor der Hand weiter nichts, da Sie gewiß bis zu meiner Ankunft hinreichend versehen sind. Hingegen habe ich hier sehr interessante Nachrichten aus Kamtschatka von den Weltumseglern, bitte Sie aber 1, Alles wegzulassen was hier u. da persönliche Beziehungen hat 2, auch zuvor das Novemberstück von Storchs Journal nachzuschauen, es wäre denn daß es hier besser erzählt wäre. Zu diesem Behuf also lassen Sie zuvor das Manuscript abschreiben, ehe Sie es Merkel geben, denn das Original gehört nicht mir, u. ich muß es weiter mit nach Rußland nehmen.

Daß Sie kränklich sind, thut mir herzlich leid. Ein so thätiger u. honnetter Mann wie Sie sollte lauter Organe von Platina haben. Ich glaube, Sie sitzen zu viel beym Schreiben. Gewöhnen Sie sich an einen stehenden Pult, das hat mir sehr geholfen.

Leider habe ich in Verona nichts von Ihnen empfangen, denn da ich in Rom schon Alles erhielt, was ich gewünscht hatte, so schickte ich in Verona gar nicht auf die Post. An dem Gelde verliere ich ziemlich viel, welches meine eigene Schuld ist, da ich aus übertriebener Vorsichtigkeit so viel kommen lassen, u. jezt höchstens die Hälfte davon gebrauche. – Ich habe weder von Merkel noch von Reinhardt eine Zeile gesehen.

Sie erbieten sich gütigst in meinem Hauswesen einige Anstalten zu treffen, u. ich bin so frey es anzunehmen. Haben Sie daher die Güte meine Christiane zu benachrichtigen 1, daß ich den 9ten März gegen Mittag (vielleicht schon am 8ten spät doch spätestens um 8 Uhr abends) in Berlin zu seyn hoffe. 2, daß sie das hintere grosse Zimmer oder Saal, wo die Boutillen u. allerley Kram steht, ausräumen u. die Sachen gegenüber soviel wie möglich in die lezten Zimmer stopfen soll. Das ausgeräumte Zimmer habe ich meinem Schwager bestimmt, für das sie ein gutes Bett miethen u. hineinstellen soll. Ich bringe zwey Bediente mit, deshalb soll sie für den zweyten das Bett zurecht machen, in welchem Seidler geschlafen hat. Dann soll sie schon am 8ten alle Zimmer ordentlich heizen u. bereit halten. Sie, mein Theurer, bitte ich, mir einige Pfund Kaffee u. Zucker, wie auch ein paar Pfund Wachs- u. Talglichter zu kaufen, u. mir einen guten Lohnwagen auf einen Monat zu bedingen, der am 9ten seinen Anfang nähme, da ich, gleich nach meiner Ankunft, einige Visiten machen muß.

Weiter wüßte ich vor der Hand nichts. Auf baldiges Wiedersehen!

Ihr ergebenster Kotzebue.

Wenn Sie mir etwa 20 bis 25 Boutillen guten rothen Tischwein verschaffen können, der doch nicht über 16 bis 18 Groschen kosten dürfte, so wäre es mir sehr lieb.

Hier noch ein artiges Epigramm für den Freymüthigen von einem meiner Freunde:

Auf einen kleinen Tyrannen.
Stadt u. Land fühlt sein Gewicht,
leider nur der Galgen nicht.
C. F. v. K – g.

Vom Freymüthigen habe ich nun seit dem 20sten Septber nichts gesehen, u. bitte Sie daher, Alles in mein Zimmer legen zu lassen.

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